Zeit für neue Schlappen.

Veröffentlicht am 27. Oktober 2021 um 18:25

Polen

Am Mittwoch, den 20. Oktober überqueren wir die Grenze nach Polen, wo zum ersten Mal ein Grenzbeamter in unser Wohnmobil schauen will. Er spricht kein Englisch und wir können uns nur mit Gesten verständigen, es scheint aber alles in Ordnung zu sein und wir dürfen, nachdem wir kurz mal alle Türen aufgemacht haben, weiter fahren. Unsere Pässe möchte der Beamte bei dem Prozedere nicht kontrollieren. Danach schaue ich auf mein Handy und lese folgende SMS: „The Polish border is sealed. BLR authorities told you lies. Go back to Minsk! Don't take any pills from Belarusian soldiers.”

Mit einem ganz komischen Gefühl im Bauch steuern wir nun einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz in „Pobondzie“ an. Der ist schön an einem See gelegen und hat neben einem Privatsteg auch eine ziemlich große Grillhütte. Noch dazu gibt es gratis WLAN. Der Platz ist wirklich absolut top! Wie gut wir es doch haben und wie überprivilegiert ich mich doch fühle... Trotz, oder gerade wegen des mulmiges Gefühls bin ich dankbar, dass ich jetzt hier sein darf, an diesem schönen Ort, wo ich mein Zuhause auf vier Rädern parken legal parken kann, der über alle Annehmlichkeiten verfügt, die das Camperherz begehrt und wofür ich nicht mal etwas zahlen muss. Solche Plätze sind wirklich gold wert, danke dafür an die Gemeinde von Pobondzie!

 

Am Donnerstag wollen wir etwas erledigen, das wir schon lange vor uns herschieben: Champie braucht dringend neue Schlappen! Nach nicht mal einem Jahr und ca. 25.000 km ist der erste Satz Reifen schon ordentlich abgefahren und wir hoffen hier in Polen ein paar Euro, äh „Złoty", zu sparen.

Nicht weit von unserem Platz gibt es einen Euromaster, der die Reifen zwar nicht vorrätig hat, aber gleich für uns bestellt. Evtl. kommen sie schon morgen oder erst am Montag. Das ist natürlich top! Also fahren wir wieder zurück zu unserem Premium Stellplatz und tanken auf dem Weg noch für unschlagbare 1,28€!

 

Am Freitag warten wir auf den Anruf vom Reifenmann, doch das Handy klingelt einfach nicht. Am Abend fällt Olli dann auf, dass er die falsche Nummer rausgegeben hat… Oh man, wie ärgerlich! Es wäre perfekt gewesen, wenn wir heute schon hätten weiterfahren können!

Aber wir werden uns auch schnell einig, dass es vielleicht besser ist, das Wochenende hier zu verbringen. Es ist ein starker Sturm mit Böen von bis zu 100km/h vorhergesagt und der Platz eignet sich eigentlich ganz gut, um das Unwetter auszusitzen. Außerdem müssen wir eh noch unseren Jetlag verarbeiten, denn die Uhren ticken in Polen wieder anders. Es wird nun noch eine Stunde früher dunkel… 

 

Am Samstag beschließe ich die Ruhe vor dem Sturm noch für eine Wanderung um den See zu nutzen. Olli hat keine Lust und beschäftigt sich mit einem neuen Schnitzprojekt. Ich gehe also allein die etwa 6km lange Strecke, vorbei an Feldern und Kühen und schaue mir die andere Seite des Sees an. Das Wetter hält sogar bis auf ein paar Regentropfen und die Sonne setzt sich immer wieder durch.

 

 

Den Sonntag beginne ich mit einer Runde Yoga auf dem Steg am See.

Der Ort ist zu perfekt, um ihn nicht zu nutzen...

 

Und abends bekommen wir noch einen super schönen Sonnenuntergang.

Der angesagte Sturm verläuft relativ milde. Dennoch sind wir froh um die paar Tage Pause, bevor wir nun relativ schnell in den Süden fahren wollen.

Hier ist es nämlich eindeutig zu kalt!

 

Am Montag fahren wir gleich morgens zu Euromaster. Unsere Reifen kommen wohl erst am Nachmittag, ab 14 Uhr sollen wir wieder kommen. Super, dann war das mit der Telefonnummer ja halb so wild.

Für alle, die interessiert, welche Reifen wir jetzt haben, sie heißen „Michelin Agiles Cross Climate". Die haben wohl ganz gute Eigenschaften und sind auch nicht super teuer. Bei der Kartenzahlung mache ich allerdings einen Fehler und wähle im Terminal als Währung „Euro" aus. So bekomme ich einen schlechteren Kurs und zahle 823,39€.

Kleiner Tipp am Rande: Wählt man bei der Kartenzahlung im Terminal die Landeswährung, bekommt man den Kurs seiner Bank, der in der Regel deutlich besser ist!

Hinterher ist man immer schlauer, aber wie auch immer, hier könnt Ihr sehen, dass ein Reifenwechsel wirklich an der Zeit war!

Als wir wieder einsteigen und unser nächstes Ziel ins Navi eingeben wollen, kommt noch ein altbekanntes Problem zurück: Fehler E122H. Bitte, nicht schon wieder die Heizung! Schnell ändern wir unsere Pläne und ich suche einen Platz mit Strom raus, denn wir haben heute keine Lust mehr gleich in die nächste Werkstatt zu fahren. Die Heizung bekommt also noch eine Bewährungsfrist und wir landen in „Korycin“ auf einem ganz netten Platz bei einer alten Festung an einem Fluss, wo der Strom sogar gratis ist.

Wir vertrauen der Heizung nicht mehr und suchen die nächsten Stellplätze nach Möglichkeit mit Strom aus. So landen wir am Dienstag auf einem Parkplatz bei einer Therme in „Mszczonów“. Der ist zwar nicht schön, aber zweckmäßig.

Bisher läuft die Heizung problemlos.

Was für ein Glück!

Am Mittwoch verbringen wir dann schon unsere letzte Nacht in Polen. In dem kleinen Dorf „Mszana“ gibt es wieder einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz mit gratis Strom. Ganz Polen ist unserer Erfahrung nach wirklich gut mit solchen Plätzen ausgestattet und wir sind sehr dankbar dafür!

Bald darauf kommt ein Mann vorbei, der sogar gut Deutsch spricht und uns willkommen im Dorf heißt. Er erzählt uns, dass er sich für diesen Platz eingesetzt hat und gibt uns einen Flyer mit Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir danken ihm und erkunden daraufhin die Umgebung. Am coolsten finden wir den Spielplatz gleich auf der anderen Straßenseite und die Uhr, die an das ehemalige Steinkohlebergwerk zwischen den Orten „Wilchwy" und „Mszanaerinnern soll. KWK steht übrigens für Kopalnia Węgla Kamiennego und bedeutet Kohlenmine.

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