Kulturschock - Überprivilegiert & abgezogen

Veröffentlicht am 23. November 2021 um 19:51

Albanien Teil 1

Am Montag Morgen bahnen wir uns, ohne stecken zu bleiben, den Weg durch die Matschpfütze. Bevor es heute nach Albanien rüber geht, wollen wir noch einmal in Montenegro einkaufen, da hier die Währung der Euro ist. Wusstet Ihr das?

Wir fahren mir einigen Erwartungen über die Grenze nach Albanien. Besonders Olli freut sich schon lang auf dieses Land. Die Überfahrt verläuft problemlos und wir machen uns gleich auf die Suche nach einem Stellplatz am Meer. Etwas vergeblich suchen wir nach einem ruhigen und vor allem gut zugänglichen Platz, denn, sobald man die Hauptstraße verlässt, sind die Straßen wirklich katastrophal.

Erst am späten Nachmittag werden wir an einer Lagune fündig, durch die nur eine einzige Straße mit einigen Restaurants führt. Wir finden eine einzelne von Wasser umgebene Parkbucht, diese soll für heute Nacht unsere sein. Das klingt jetzt so romantisch, aber der herumliegende Müll killt leider ziemlich den Vibe und es ist viel zu viel, um ihn mal eben schnell wegzuräumen. Wir versuchen also ihn auszublenden und die Aussicht trotzdem zu genießen, aber das klappt ehrlich gesagt nur so halb.

Am nächsten Tag geht es weiter auf die Suche nach unserem Traumstellplatz am Meer. Unterwegs wollen wir noch unsere Toilette an einem kostenlosen Stellplatz bei einer Tankstelle ausleeren. Dort werden wir dann auch prompt über den Tisch gezogen. Olli leert gerade die Kassette in den dafür vorgesehenen Abfluss und ein Mann kommt auf ihn zu und macht Zeichen, dass er Geld haben will. Er signalisiert, dass das parken und übernachten kostenlos wäre, aber fürs entleeren und auffüllen will er 15€, wie er auf einen Zettel schreibt. Wir ärgern uns sehr darüber und hätte Olli nicht schon was in den Abfluss gekippt, wären wir definitiv einfach weiter gefahren. Wir gestikulieren hin und her, schließlich kann ich den Mann auf 5€ runter handeln, drücke ihm das Geld in die Hand und wir fahren. 

Weiter geht es nach „Golem“, wo mich der Kulturschock dann so richtig trifft. Auf der Suche nach dem Weg zum Strand gelangen wir in eine Parallelstraße, die mich, abgesehen von dem extrem schlechten Zustand der Straße, an ein Slum erinnert. Ich war zwar noch nie in einem Slum, aber genau so stelle ich es mir vor. Es liegt nicht nur haufenweise Müll herum, sondern auch bergeweise Bauschutt, über den sowohl wir, als auch die Fußgänger drüber müssen. Ich bin so geschockt, dass ich nicht mal ein Foto davon machen will und als wir dann endlich die richtige Abzweigung an die Strandpromenade finden, stehen wir vor pompösen 5 Sterne Hotels mit luxuriösen Casinos und einer schön gepflasterten Straße. Das ist doch krass, nur eine einzige Straße weiter und so ein enormer Unterschied! Ich bin irgendwie angewidert und sauer. 

Zu unserem „Glück“, das wir als überprivilegierte Menschen mit unserem deutschen Pass „besitzen“, ist zurzeit keine Saison und die Hotels sowie die Beach Bars sind geschlossen. Die Strandpromenade ist frei von Touristen, nur ein weiterer Camper steht einen Parkplatz weiter und wir freuen uns ehrlich gesagt, nicht ganz allein hier zu sein. Und hey, wir können sogar das Meer sehen!

Dann passiert noch etwas: Ein Einheimischer kommt vorbei und möchte sich mit uns verständigen. Ich habe schon gar keine Lust mehr auf die Konfrontation und halte mich etwas hinter Olli versteckt. Der Mann erklärt uns mit einsilbigen Worten und viel Gestikulation, dass Deutsche und Albaner „so“ sind, (er spreizt seine Finger und lässt sie wie ein Zahnrad ineinander greifen). Dann zeigt er uns, wo wir unter einem Kanaldeckel einen Hahn aufdrehen können, um an Wasser zu kommen. Das ist eigentlich super lieb und eine sehr schöne Begegnung, aber wohl fühle ich mich hier trotzdem nicht.

Olli geht danach erstmal zum quatschen zu unseren Nachbarn rüber und ich verkrümle mich etwas in unserem Champie und plane den nächsten Tag.

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